Gründung
Die Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Kärnten (LK) begann im Jahr 1949, die bäuerliche Jugend in organisierte Gruppen zusammen zu führen. Den Anstoß dazu gab die damalige ECA-Mission, die landwirtschaftliche Dienststelle der amerikanischen Besatzungsmacht. Das amerikanische Modell der "4-H-Clubs" wurde auf Österreich übertragen.
Auf Anordnung der LK wurden in Kärnten, wie auch in anderen Bundesländern, 4 H-Gruppen mit Mitteln aus dem Marshallplan gegründet. Die ersten 4-H-Gruppen entstanden im Frühjahr 1950 im Lavanttal (Wolfsberg, Rieding, Ettendorf, St. Ulrich, Lorenzenberg, St. Georgen, Preitenegg und Reichenfels). Das Mitgliedsalter der 4-H-Gruppen lag zwischen 10 und 25 Jahren.
Gründungsobmann der Kärntner Landjugend, damals 4-H-Club, war NRAbg. a. D. ÖR Valentin Deutschmann (verst. 2010). Gründungsmädelleiterin ist Gerlinde Grischenig, geb. Pekastnig.
Valentin Deutschmann war von Beginn an Landesobmann, also seit 1949. Erst im Jahr 1963 wurde auch eine Landesleiterin gewählt – Gerlinde Pekastnig. Ihre Aufgabe als Funktionärin beschränkte sich vorerst rein auf die Mädchenarbeit. Eine Art Gleichstellung von Landesobmann und Landesleiterin erfolgte erst Jahre später, nämlich 1972 unter Walter Raunig und Marianne Findenig.
4-H-Club-Leitgedanken der Gründungszeit:
- Junge Menschen, die mit Herz, Hirn und ihren Händen Arbeit für unser Gemeinwohl, unsere Umwelt, unsere Kultur und unsere Heimat leisten.
- Ziel der Bewegung war die Wissensvermittlung, um ein höheres wirtschaftliches, psychisches und soziales Niveau eines jeden Mitglieds zu erreichen.
- Als Wahrzeichen der Clubs wurde ein vierblättriges Kleeblatt mit 4 H gewählt mit folgender Symbolik: Der Klee gilt als bodenanreichernde Pflanze und der vierblättrige Klee als Glückszeichen. Die 4 H im Abzeichen sind die Abkürzungen für Head (Kopf), Hand (Hand), Health (Gesundheit) und Heart (Herz).
Aufgaben der 4-H-Clubs:
In dieser Zeit übte die Landjugend vorwiegend eine beratende und fachliche Funktion aus. Zu Beginn der zielbewussten, fachlichen Arbeit standen die so genannten Küken-Aktionen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, die mit finanzieller Unterstützung der ECA ausschließlich über die Landjugend abgewickelt wurden. So wurden an LJ-Mitgieder insgesamt 126.000 Küken zu einem wesentlich verbilligten Preis abgegeben. In vielen Kursen wurden die Jugendlichen mit den Erfordernissen der modernen Geflügelhaltung vertraut gemacht, was zu einer bemerkenswerten Leistungssteigerung der heimischen Geflügelwirtschaft führte.
In freiwilligen Arbeitseinsätzen wurden auch Aufforstungs-Aktionen durchgeführt. Aufgrund der guten Erfahrungen hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den 4-H-Gruppen erstellte das LJ-Referat im Einvernehmen mit den einzelnen Fachabteilungen der LK ein Arbeitsprogramm, welches den Gruppen als Grundlage für ihre fachlichen Arbeiten diente.
Auszug aus Kärntner Bauer Artikel vom 1.12.1949
"Der zweite Teil des Erziehungsprogrammes des 4-H-Clubs umfass die Unterweisung in verbesserten Methoden der Landwirtschaft und Heimarbeit im Wege der Durchführung von so genannten "4-H-Aufgaben". So muss jeder Junge und jedes Mädel, das einem 4-H-Club beitritt, nach den vom landwirtschaftlichen Berater des Bezirkes oder 4-H-Leiter niedergelegten Grundsätzen ausführen. Die Berater und Leiter unterstützen die Mitglieder in der Auswahl von Aufgaben, die den Interessen der Mitglieder entsprechen und von diesen erfolgreich durchgeführt werden können. Solche Projekte sind z.B. Schweine- und Geflügelzucht, Kochen, Kleidernähen, Nahrungsmittelkonservierung, Tierzucht, Bienenzucht, Gartenbau, Maisbau u.a."
Kärntner Bauer, 15.8.1951
Aufgabenprogramm 1951/52:
I Pflanzenbau
1. Durchführung von Bodenuntersuchungen
2. Sortenversuche mit vorgeschriebener Düngung
3. Wiesendüngungsversuche
a) Wer hat den besten Gräser- und Futterpflanzengarten?
b) Wer hat den besten Gemüse- und Heilkräutergarten?
II Tierzucht
1. Tierbeurteilungen
2. Kälberaufzucht
3. Ferkelaufzucht
4. Schweinemast
5. einjährige Leistungsprüfung im elterlichen Kuhstall
6. Kükenaufzucht oder Geflügelzucht (Legekontrolle)
7. Bienenhaltung
III Forstwirtschaft
1. Baumstudium
2. Forstkultur
3. Waldpflege
4. Forstschutz
Es sind die gleichen Aufgaben wie im Vorjahre, siehe: Forst-, Hand- und Aufzeichnungsbuch und die einzelnen Merkblätter.
IV Obstbau
1. Begehung, Entrümpelung und Düngung von Obstgärten
2. Umveredelungen
3. Obstbaulehrgänge (auch als Gemeinschaftsaufgaben)
V Haushalt
1. Nähen
2. Kochen
3. Haltbarmachen von Lebensmitteln (Einkochen, Eindosen)
4. Heimatpflege
VI Gemeinschaftsaufgaben
a) land- und forstwirtschaftliche wie
- Schädlingsbekämpfung
- Aufforstungen
b) kulturelle wie:
- Pflege des Dorfes, Dorfschmuck
- Veranstaltung von Dorfabenden, Dorffeiern usw.
- Durchführung und Besuch von Fachvorträgen und Lehrgängen
Zu allen diesen Aufgaben werden neben dem Aufgabenbuch gesondert Merkblätter und Wettbewerbsrichtlinien ausgegeben. Eine Zuteilung von Betriebsmittelzuschüssen wie im Vorjahre wird in diesem Arbeitsjahr auf Wusch vieler 4-H-Gruppen nicht mehr vorgenommen, da vor allem Wert darauf gelegt werden soll, dass nur solche Aufgaben übernommen werden, wofür die wirtschaftlichen Voraussetzungen auf dem elterlichen Hofe gegeben sind. Mit Eifer und Pflichtbewusstsein wollen wir zu unserer beruflichen Vervollkommnung und zur Sicherung unseres Bauernstandes wieder an unsere Arbeit gehen. Der Erfolg im einzelnen un der Sieg im Wettbewerb soll unser Bemühen krönen zum Nutzen für uns selbst und unsere Zukunft, getreu der Bedeutung der "4-H" in unserem Sinnbild:
"Alles für HAUS, HOF und HERD zum Segen für unsere HEIMAT!"
Werdegang
Die Kärntner Landjugend entwickelte sich über die Jahre hinweg zu einer äußerst starken Jugendorganisation. Mit dem Schloss Krastowitz, welches der Landwirtschaftskammer Kärnten geschenkt und der ländlichen Jugend, also der Landjugend, gewidmet worden war, war auch ein Heim für die Landjugend gefunden, in dem schon bald Volkshochschulkurse für die persönliche Weiterbildung angeboten wurden.
Durch die Entwicklung der Landjugend und die immer fruchtbarer werdenden Beiträge im ländlichen Raum reiften die Ortsgruppen zu Brauchtumserhaltern und innovativen zukunftsweisenden Verantwortungsträgern heran.
Bewerbe
Bewerbe wurden geschaffen, dann wieder neu gestaltet und weiter entwickelt. Gab es zu Beginn noch Berufswettbewerbe, bei denen es galt, zum jeweiligen Aufgabenprogramm (Beispiel siehe oben) theoretische Fragen und fachliche Arbeiten zu meistern, so entwickelten sich mit der Zeit Wettbewerbe wie:
- Vielseitigkeitswettbewerb
- Talentewettbewerb
- LJ-Rallye
- Österreich-Quiz
- Schöne Handarbeiten (Häkeln, Ziersticken, Kreatives Stricken,...)
- Kreatives Werken (Seidenmalerei, Bauernmalerei,...)
- Wintersportwettbewerbe
- Sommersportwettbewerbe
Herkunft
Vor ca. 20 Jahren war es noch so, dass fast zwei Drittel der Organisation Bauernkinder bildeten. Inzwischen kommen nur mehr ca. 50% der Mitglieder aus der Landwirtschaft, nur mehr ca. 16% üben die Landwirtschaft auch als Beruf aus. Die Anzahl der Ortsgruppen pendelt seit der Gründungszeit zwischen 60 und 100. 1962 registrierte man sogar 120 Ortsgruppen.
Die Mitgliederzahl schwankt zwischen 3000 und 4000, wobei die Burschen ca. 60 Prozent, die Mädchen etwa 40 Prozent der Mitglieder ausmachen.
Die Landjugend hat sich zu dem entwickelt, was die Funktionäre und Referenten in den vergangen Zeiten daraus gemacht haben.
Ehemalige Landesobmänner | |
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1949 - 1966 | ÖR Valentin Deutschmann (verst. 2010) |
1966 - 1973 | Walter Raunig (verst. 2022) |
1973 - 1976 | Karl Raab |
1976 - 1980 | Johann Köstinger |
1980 - 1984 | Franz Wieser |
1984 - 1986 | Josef Nuart |
1986 - 1990 | Sigi Gönitzer |
1990 - 1992 | Hannes Messner |
1992 - 1994 | Paul Unterweger |
1994 - 1995 | Helmut Puntschart (verst. 2023) |
1995 - 1997 | Anton Matheuschitz |
1997 - 1998 | Matthias Thurner |
1998 - 1999 | Robert Quendler |
1999 - 2001 | Roland Krall |
2001 - 2003 | Herbert Probst |
2003 - 2005 | Phillip Maurer |
2005 - 2008 | Thomas Rinner |
2008 - 2009 | Martin Gruber |
2009 - 2011 | Andreas Duller |
2011 - 2013 | Stefan Sullbauer |
2013 - 2014 | Ing. Arnulf Warmuth jun. |
2014 - 2015 | Mario Rauscher |
2015 - 2019 | Herwig Drießler |
2019 - 2022 | Michael Pachler |
Ehemalige Landesleiterinnen | |
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1963 - 1968 | Gerlinde Grischenig, geb. Pekastnig |
1968 - 1971 | Gertrude Dillberger |
1971 - 1972 | Monika Plieschnegger, geb. Felsberger |
1972 - 1976 | Marianna Findenig |
1976 - 1978 | Irmgard Köstinger, geb. Moser |
1978 - 1980 | Walburga Jaklitsch |
1980 - 1984 | Irene Wimmer, geb. Schütz |
1984 - 1986 | Elisabeth Matschek |
1986 - 1987 | Helga Canal, geb. |
1987 - 1988 | Mag. Monika Wornig, geb. Siedler |
1988 - 1990 | Burgi Egger, geb. Gruber |
1990 - 1992 | Renate Uran |
1992 - 1995 | Stefanie Sprachmann |
1995 - 1997 | Sabine Amlacher |
1997 - 1999 | Maria Lusie Weiß |
1999 - 2001 | Barbara Puff |
2001 - 2002 | Elisabeth Köstinger |
2002 - 2003 | Katharina Meierhofer |
2003 - 2005 | Annelies Krall |
2005 - 2006 | Mag. Gabriele Remschnig, geb. Drobesch |
2006 - 2008 | Martina Rader, geb. Einspieler |
2008 - 2009 | Silvia Glantschnig-Klemmel |
2009 - 2010 | Stefanie Lanz, geb. Wakonig |
2010 - 2011 | Mag. Christine Gruber, geb. Sacherer |
2011 - 2014 | Alexandra Zehetner |
2014 - 2015 | Magdalena Gruber |
2015 - 2018 | Ingrid Pušar |
2018 - 2019 | Ramona Rutrecht |
2019 - 2021 | Sarah Krall |
Ehemalige Landjugendreferenten | |
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1950 - 1953 | Dipl.Ing. Viktor Friede |
1953 - 1960 | Dipl.Ing. Fritz Karl |
1961 - 1969 | Ing. Sepp Prugger |
1969 - 1975 | Ing. Herbert Steinwender |
1975 - 1978 | Ing. Hans Kohlmaier |
1978 - 1981 | Ing. Mathias Reichhold |
1982 - 1988 | FL Hubert Zankl |
1988 - 1990 | FL Horst Reichmann |
1990 - 1991 | FL Peter Jank |
1991 - 1996 | FL Thomas Raß |
1996 - 2003 | Ing. Wolfgang Monai |
2003 - 2008 | Dipl.-Päd. Heimo Faubel |
2008 - 2009 | Dietmar Ortner |
2014 - 2015 | Michael Köchl, Bakk.techn. |
Ehemalige Landjugendreferentinnen | |
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1952 - 1956 | Dipl.Ing. Wanda Hager, geb. Gonschorowski |
1956 - 1962 | FL Erika Magele, geb. Wohofsky |
1963 - 1973 | FL Grete Kopetz, geb. Wasserbacher |
1974 - 1981 | FL Gertraud Laurtisch, geb. Stotter |
1981 - 1986 | FL Helene Wimmer, geb. Kügerl |
1986 - 1990 | FL Elisabeth Obweger, geb. Holzbauer |
1990 - 1993 | FL Simone Graschitz |
1993 - 1999 | FL Barbara Warmuth, geb. Wachernig |
1999 - 2001 | FL Heidemarie Arztmann |
2001 - 2005 | FL Gunda Schulzer |
2005 - 2007 | FL Christine Lercher |
2007 - 2007 | Dipl.-Päd. Nicole Weissnegger |
2007 - 2012 | Anna Warmuth |
2010 - 2013 | DI Karin Ch. Taferner |
2012 - 2014 | DI Sylvia Koller, geb. Jandl |
2014 - 2017 | Ruth Piroutz, BEd |
2018 - 2020 | Helene Scheiber |